In den letzten 15 Jahren erscheinen auf dem evangelikalen Büchermarkt immer mehr Bücher, in denen
„Selbstliebe“ und „Selbstannahme“ als grundlegende christliche Tugenden angepriesen werden.
Manche Autoren behaupten sogar, Selbstliebe sei die Voraussetzung, um Gott und den Nächsten lieben zu können. Inzwischen haben diese Gedanken das Bewusstsein vieler Christen schon völlig
durchdrungen. Wie anders ist es zu erklären, dass die Selbstliebe-Ideologie auf großen Kongressen, Konferenzen und Jugendtreffen vor Tausenden verkündigt werden kann, ohne dass auch nur ein
einziger aufsteht und widerspricht? Und wenn man widerspricht, bekommt man zur Antwort: „Ja, aber es steht doch in der Bibel, dass man erst sich selbst lieben muß, um den Nächsten lieben zu
können.“ Und dann wird der Satz zitiert: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!
Ist das wirklich so? Ist Selbstliebe biblisch? Ist Selbstliebe vielleicht sogar ein Gebot des Herrn? Oder wird hier vielleicht etwas in die Bibel hineininterpretiert, was sie gar nicht sagen will? Handelt es sich am Ende um eine Unterwanderung der humanistischen Psychologie? Wir wollen zu diesem Thema die Schrift befragen.
Bevor wir das tun, will ich in einem ersten Gedankengang kurz skizzieren, wo die Theorie der Selbstliebe herkommt und wie sie sich entwickelt hat.
Die Theorie der Selbstliebe
Die Theorie der Selbstliebe ist erst in unserem Jahrhundert voll zum Durchbruch gelangt. Nährboden dafür
war die jahrtausendealte Lehre des Humanismus und dann vor allem die am Ende des letzten Jahrhunderts entstandene neue, sogenannte Wissenschaft der Psychologie.
1956 veröffentlichte der amerikanische Psychologe deutscher Herkunft Erich Fromm sein Hauptwerk „Die Kunst des Liebens“ (The Art of Loving). Fromm war ein Schüler Siegmund Freuds und wurde später
der Wortführer der „Neo-Psychoanalyse“.
Fromm formulierte in seinem Buch „Die Kunst des Liebens“ als einer der ersten die Theorie, dass ein
Mensch zuerst sich selbst lieben muss, um andere lieben zu können.
Eine Kostprobe aus Fromms Gedanken: „Die heutige Kultur ist von einem Tabu verseucht: das Tabu, egoistisch zu sein. Uns wird beigebracht, dass es Sünde ist, sich selbst zu lieben, und eine
Tugend, wenn wir andere lieben.“
Vielleicht ist es noch erwähnenswert, welches Gottesbild bei Erich Fromm vorlag. Er sah den Gott der Bibel als einen grausamen Diktator, der u.a. Kain dazu trieb, Abel zu ermorden. Kommentar überflüssig.
Nun haben natürlich andere Psychologen an dem Thema weitergearbeitet, vor allem die beiden amerikanischen humanistischen Psychologen Carl Rogers und Abraham Maslow.
Und es dauerte nicht lange, bis die Gedanken von der Selbstannahme und Selbstliebe auch im christlichen Gewand erschienen. In den Staaten hat der berühmte Fernsehprediger Robert Schuller eine gewisse Vorreiterrolle gespielt. Sein Buch „Self-Esteem, the New Reformation“ hat wirklich eine gewisse Reformation ausgelöst, nur leider keine positive. Ich zitiere Bob Schuller: „Gott möchte, dass wir alle gut über uns denken. Wiedergeboren zu werden bedeutet, dass wir von einem negativen Bild über uns selber zu einem positiven verändert werden ... Luther und Calvin haben sich in ihrer Theologie geirrt, indem sie Gott und nicht den Menschen zum Zentrum ihrer Theologie gemacht haben....“
Weitere amerikanische Autoren nahmen das Thema der Selbstliebe auf und machten es in christlichen Kreisen populär, u.a. so bekannte Leute wie James Dobson, Bruce Narramore, Charles Swindoll,
Norman Wright, Josh McDowell und viele andere.
Nach den heutigen Ansichten ist es nicht mehr das Hauptproblem des Menschen, dass er Gott nicht verherrlicht, sondern dass er sich selbst nicht achtet und sich selbst nicht liebt. Darum haben wir heute weitgehend ein Evangelium der Selbstsucht, das uns so lange mit Selbstbestätigung überschüttet und psycho-therapeutisch aufbläht, bis wir in der Selbstanbetung enden.
Selbstliebe im biblischen Licht
Ist Selbstliebe wirklich ein Befehl oder ein göttliches Gebot? Matthäus 22, 34-40: „Du sollst deinen
Nächsten lieben wie dich selbst.“ (V.39) Es handelt sich um ein Zitat aus 3. Mose 19,18: „...und sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Diese Aussage wird oft und an zentralen Stellen im NT zitiert
(Mark. 12,31; Luk. 10,27; Röm. 13,9; Gal. 5,14; Jak. 2,18).
Warum ist die Aussage von Jesus kein Befehl zur Selbstliebe?
a) es ist grammatisch unmöglich: hier steht kein Befehl, sondern ein Vergleich.
b) es ist sprachlich unmöglich: hier steht im griech. Text „agape“, die sich aufopfernde Liebe, die nie auf sich selbst bezogen ist.
c) es ist theologisch unmöglich: die Bibel nennt Selbstliebe Sünde (2.Tim.3,2: die Endzeitmenschen werden ... sich selbst liebend sein - philautoi).
d) es ist numerisch unmöglich: „An diesen zwei Geboten... (V.40)!
Humanistisches oder biblisches Menschenbild?
Die humanistische Sicht des Menschen
- der Mensch ist ein Produkt der Evolution
- er hat einen guten Kern in sich
- die Umwelt macht ihn schlecht (Erziehung, Religion, Gesellschaft)
- dennoch kann er das Gute in sich entfalten und entwickeln
Die biblische Sicht des Menschen nach dem Fall
- tot in Sünden und Übertretungen (Eph.2,1)
- unfähig, Gott zu suchen und Gutes zu tun (Röm.3,11-12)
- ein Rebell und Feind Gottes (Röm.5,10)
- böse, verhasst und andere hassend (Tit.3,3)
- durch und durch egoistisch (2.Tim.3,2)
Das ist das biblische Bild des gefallenen Menschen. Und weil diese Lehre in den letzten Jahrzehnten immer
weniger gepredigt wird, statt dessen aber viel von Selbstachtung und Selbstliebe und Selbstannahme zu hören und zu lesen ist, darum gibt es heute zum Teil solch eigenartige „Bekehrungen“, wo man
hinterher den Eindruck hat,
- hier hat das Kreuz Jesu nicht wirklich seine Arbeit tun können ...
- hier ist nicht wirklich das alte Leben in den Tod gegeben worden ...
- hier ist nicht wirklich Christus im Zentrum eines Menschen und ...
- hier ist nicht wirklich neues, göttliches Leben in eine Seele eingeflossen ...
Die Lehre der Schrift
ist eindeutig und widerspricht jeder Idee von Selbstliebe.
Die biblische Haltung zu mir selbst
Lukas 9,23-24: „Er sprach aber zu allen: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und
nehme sein Kreuz auf täglich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es retten.“
... sich selbst verleugnen
- ist nach Jesus die erste Bedingung oder das erste Kennzeichen der Nachfolge...
- bedeutet nicht, sein Menschsein oder seine Persönlichkeit zu verleugnen...
- sondern dass wir unsere eigenen Interessen und Lebensvorstellungen zugunsten des Willens Gottes abgeben...(nicht wie ich will, sondern wie DU willst!)
... täglich
- nicht ein einmaliges Erlebnis, wodurch man ein für allemal verändert wird...
- sondern in der Haltung des Kreuzes und in der Lebensgemeinschaft mit Jesus täglich neu einzuüben...
- auf diese Weise werden wir unser Leben retten und das wahre, überfließende Leben finden...
- wenn wir IHN mehr lieben als uns selbst und IHM erlauben, SEIN Leben durch uns zu leben, dann werden wir reich beschenkt werden...
Lukas 14, 25-27: „Wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht seinen Vater und seine Mutter und seine Frau und seine Kinder und seine Brüder und Schwestern, dazu aber auch sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein; und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachkommt, kann nicht mein Jünger sein.“
Wie kann man angesichts dieser eindeutigen Worte des Herrn von einem Befehl zur Selbstliebe sprechen?
Das geht nur, wenn man die biblischen Aussagen auf den Kopf stellt.
Und genau das tun
die Selbstliebe-Ideologen die behaupten:
- Zuerst musst du dich selber lieben, damit du
- zweitens andere lieben kannst und
- im anderen liebst du Gott.
Im NT steht etwas Anderes: 1. Johannes 4,10 + 19 - Liebe zu Gott und dem Nächsten entsteht nicht durch Selbstliebe, sondern beides kommt von Gott!
Die biblische Reihenfolge:
1. Gott liebt den Menschen.
2. Wenn der Mensch Gottes Liebe erkennt und annimmt, kann er Gott wiederlieben.
3. Durch Gottes Liebe wird der Mensch fähig, auch andere Menschen zu lieben.
Deswegen gab uns der Herr Jesus das neue Gebot, dass wir uns untereinander so lieben sollen, wie er uns
geliebt hat (Joh.13,34).
Das ist dann aber keine erlernte, eingeübte, selbstproduzierte Liebe des Menschen, sondern von Gott geschenkte Liebe, die durch den Heiligen Geist in unser Herz ausgegossen ist (Röm.5,5). Das ist
etwas völlig Anderes.
Selbstannahme:
1. Das Wort „Selbstannahme“ kommt ebenso wie das Wort „Selbstliebe“ in der Bibel nicht vor. Wir sollten diese Begriffe daher auch nicht verwenden, da sie einseitig humanistisch gefüllt sind und allgemein ganz anders verstanden werden, wie wir sie vielleicht meinen.
2. Selbstannahme bedeutet in der Psychologie das uneingeschränkte Ja zu sich selbst, inklusive aller Sünden, Schwächen, Neigungen und Verhaltensweisen. Dieses Brutto-Ja zum gefallenen, sündigen Menschen kennt die Bibel nicht.
3. Wozu darf und soll ich Ja sagen?
- zu meinem von Gott gewollten Leben
- zu den von Gott bestimmten Grundgegebenheiten meines Körpers, inklusive des Aussehens, des Geschlechts und der Sexualität
- zu meinen von Gott gegebenen Eltern, Geschwistern und Kindern
- zu meinen von Gott gegebenen Gaben, Fähigkeiten und Grenzen
- zu meinem (unverschuldeten) Gesundheitszustand und Lebensalter
4. Wozu darf ich nicht Ja, sondern muss radikal Nein sagen?
- zu meiner alten, von der Sünde vergifteten Natur (Fleisch)
- zu allen bösen Gedanken, Worten, Taten und Unterlassungen, die aus dem alten Menschen kommen.
Gebe Gott, dass wir mit dem Apostel Paulus von Herzen bekennen können:
„...nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir; was ich aber jetzt im Fleisch lebe, lebe ich im Glauben, und zwar im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich
hingegeben hat“ (Gal. 2,20).
(Text Wilfried Plock)
HERZLICH(S)T
Klaus und Dagmar
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Die Autoren
Klaus und Dagmar Mehler betrachten sich als Wegbegleiter in ein neues BEWUSST-SEIN. Es ist der Wandel vom MENSCHLICHEN Bewusstsein zum GEISTLICHEN Bewusstsein.
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Sie bringen somit geistliches Leben in den menschlichen Alltag.
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Durch Ihren starken Glauben an Gottes Wahrheit, wurden Ihnen über die Jahre auch die Irrwege der Menschheit durch Gott offenbart, um so zukünftig die Belange Ihrer Klienten verstehen zu können und die Fähigkeit zu besitzen diese auch dort abzuholen, wo sie gerade stehen. In diesem Zusammenhang haben Sie auch ein Glaubensbekenntnis am 21.02.2015 abgegeben.
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